GEBURTSALLIANZ ÖSTERREICH

Die künstliche Geburtseinleitung ist ein häufiger Eingriff unter der Geburt und betrifft rund 25% aller Geburten. ÄrztInnen haben mehrere Möglichkeiten, die Geburt einzuleiten wie zum Beispiel:

  • Das Hormon Oxytozin wird intravenös mit Dauerzugang verabreicht und die Bewegungsfreiheit ist durch den Plastikschlauch eingeschränkt.
  • Das Hormon Prostaglandin wird manuell in die Scheide eingebracht, um den Muttermund weich zu machen.
  • Die Fruchtblase wird manuell eröffnet und das Fruchtwasser fliesst zum Teil ab.

 

Diese medizinische Intervention sollte nicht ohne trifftigen Grund geschehen, denn es gibt Risiken:

  • Interventions-Kaskaden: Ein medizinischer Eingriff führt zum nächsten Eingriff, da das natürliche (Hormon)System der Geburt gestört wird.
  • 50% mehr PDAs: Kreuzstich als Schmerzlinderung
  • 50% mehr ungeplante Kaiserschnitte, weil die Geburt aus dem Ruder läuft und Mutter und/oder Geburtshelfer Angst bekommen.
  • 60% mehr Wehenmittel zum Ankurbeln der Wehentätigkeit (und das kann mit heftigem Wehenschmerz einhergehen).
  • 30% höhere Wahrscheinlichkeit für Saugglocken- oder Zangengeburt
  • verzögerter Geburtsverlauf oder Geburtsstillstand, da der Körper oder das Baby noch nicht bereit waren für den Geburtsbeginn.
  • starke Nachblutungen mit mehr als 1000ml Blutverlust.

 

Bitte beachten Sie, dass es keinen genauen Geburtstermin gibt, sondern eher eine Zeitspanne von 3 Wochen vor und 2Wochen nach dem errechneten Termin, in der das Baby rechtzeitig geboren werden kann. Für das Baby und für die Mutter ist es am besten, wenn der natürliche Wehenbeginn abgewartet wird, sofern sich beide in einem guten Zustand befinden.

 

Probleme und Gefahren der künstlichen Geburtseinleitung

www.motherfriendly.org

Die Coalition for Improving Maternity Services (CIMS) ist über den dramatischen Anstieg und fortschreitenden übermäßigen Einsatz von künstlichen Geburtseinleitungen betroffen. Die amerikanische Rate für Geburtseinleitungen hat sich seit 1989 mehr als verdoppelt, angestiegen von einer Frau in 10 auf eine Frau in 5 im Jahr 2001.22 Diese Zahl unterschreitet das tatsächliche Vorkommen der Geburtseinleitungen um ein Vielfaches. Beinahe die Hälfte der Frauen in einer Umfrage in 2002 berichten, dass Maßnahmen gesetzt wurden, um die Geburt künstlich in die Wege zu leiten. 5 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt nicht mehr als 10 % Geburtseinleitungen.31 Trotz moderner Techniken beinhaltet die künstliche Einleitung der Geburt immer noch ein beträchtliches Risiko verglichen mit dem natürlichen Beginn der Wehentätigkeit, und viele, wenn nicht sogar die meisten Einleitungen werden aus Gründen gemacht, die nicht von vernünftiger medizinischer Forschung befürwortet werden.

 

GEFAHREN DER GEBURTSEINLEITUNG

  • Erstgebärende Mütter haben eine ungefähr zweimal höhere Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts nach einer Geburtseinleitung verglichen mit Müttern mit natürlichem Wehenbeginn. Dieses Risiko ist zurückzuführen auf die Prozedur selbst, nicht auf einen anderen Grund, der vielleicht zur Einleitung geführt hat. Geburtseinleitung in der 41. Woche mit einer hypothetischen Anzahl von100.000 Erstgebärenden ergibt zwischen 3.700 und 8.200 überflüssige Kaiserschnitte und kostet extra 29 bis 39 Millionen US Dollar. 17
  • Bei Frauen, die eine vorangegangene vaginale Geburt hatten, steigt die Wahrscheinlichkeit eines möglichen Kaiserschnitts um ein 5faches, wenn der
    Gebärmutterhals für die Wehentätigkeit noch nicht bereit ist, und wenn ihnen ein zervikales Reifungsmedikament verabreicht wird. 26 100.000 hypothetisch eingeleitete Frauen mit vorangegangener Geburt in der 41. Wochen ergibt zwischen 100 und 2.300 überflüssige Kaiserschnitte und kostet extra 25 bis 26 Millionen US Dollar. 17
  • Alle Einleitungsmedikamente können eine Gebärmutter-Überstimulation auslösen (Kontraktionen zu lange, zu stark, zu rasch aufeinander folgend und höhere Grundmuskelspannung). 10 Gebärmutter-Überstimulation kann fötalen Stress verursachen. 10 Das bedeutet paradoxerweise, dass eine Einleitung aufgrund des schlechten Zustandes des Babys das eigentliche Problem verursacht, das es hätte vermeiden sollen, während das Baby wahrscheinlich mit natürlicher Wehentätigkeit umgehen hätte können.
  • Künstliche Geburtseinleitung beinhaltet den Bedarf weiterer Interventionen. Intravenösen Tropf, elektronische Dauerüberwachung des Fötus, üblicherweise Beschränkung auf das Bett – diese können auch ungünstige Auswirkungen haben.
  • Das Öffnen der Fruchtblase, eine Routinemassnahme bei der Geburtseinleitung, kann fötalen Stress auslösen und erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts. 2,8,11 Es kann auch einen Nabelschnurvorfall hervorrufen (ein lebensbedrohender Notfall für das Baby, bei dem die Nabelschnur in die Vagina rutscht). 7,19 40 % aller Termingeburten, bei denen es zu einem Nabelschnurvorfall kam, waren eingeleitete Geburten, 50 % aller
    Geburten in der 42. Woche und später, bei denen es zu einem Nabelschnurvorfall kam, waren eingeleitete Geburten. 21
  • Eingeleitete Geburten sind gewöhnlich schmerzhafter. Das kann den Bedarf an Epiduralanalgesie erhöhen. 3 Schmerzmittelbehandlungen beinhalten eine höhere Wahrscheinlichkeit ungünstiger Einflüsse auf die Wehentätigkeit, das Baby und die Mutter.
  • Frauen mit früherem Kaiserschnitt haben eine etwas erhöhte Wahrscheinlichkeit, das die Narbe bei Pitocin (Oxytozin)-Einleitung nachgibt (8 von 1.000 verglichen mit 5 von 1.000 mit spontanem Geburtsbeginn) und ein grosses Risiko (24 von 1.000), wenn mit Prostaglandinen die zervikale Reifung oder Einleitung herbeigeführt wird. 20 Prostaglandine sind Cytotec (Misoprostol), Prepidil (Prostaglandin E2) und Cervidil (Prostaglandin E2).

 

GEFAHREN UND PROBLEME VON EINLEITUNGSMEDIKAMENTEN

Cytotec (Misoprostol)

  • Cytotec, obwohl als Einleitungsmedikament weit verbreitet, ist weder konzipiert noch
    vorgesehen für die Wehenarbeit. Der Hersteller von Cytotec, die Firma Searle, hat den
    Gebrauch als Einleitungs-/zervikales Reifungsmedikament wegen der Nebenwirkungen
    zurückgewiesen. 27
  • Die FDA erklärt die negativen Auswirkungen von Cytotec: Gebärmutter-Überstimulation,
    welche schwerwiegende Ausmaße annehmen kann und in tiefgehendem fötalem Stress
    endet; Gebärmutterriss; Fruchtwasserembolie mit einer hohen Mütter- und
    Babysterblichkeitsrate; ernsthafte genitale Blutung; Schock; Fötaler Tod; und Tod der
    Mutter. 6 Weitere ungünstige Auswirkungen sind zurückbehaltene Plazenta, Kaiserschnitt,
    und Abgang von Mekonium (der erste Stuhlgang des Babys) ins Fruchtwasser, was eine
    Art von Neugeborenen-Lungenentzündung auslösen kann, falls es eingeatmet wird. 6
  • Es wird gewöhnlich angenommen, dass Cytotec nur ein lebensbedrohendes Risiko für
    Frauen mit Gebärmutternarbe oder in hohen Dosen darstellt. Aber es gibt Berichte von
    Todesfällen von Mutter und Baby, und Blutung mit dann notwendig gewordener
    Gebärmutteramputation bei Frauen ohne Gebärmutternarbe, einigen wurde eine
    minimale Dosis verabreicht. 13,28,30
  • Die Dosierung von Cytotec kann nicht kontrolliert werden, da es sich um eine kleine Pille
    handelt, die in Stücke geschnitten werden muss.
  • Einmal verabreicht, kann die Gabe im Falle von negativen Wirkungen nicht rückgängig
    gemacht oder die Dosierung nicht reduziert werden.
  • Cytotec senkt nicht die Kaiserschnittrate verglichen mit Prostaglandin E2, welche von der
    FDA für die Wehentätigkeit genehmigt wurde. 16
  • Cytotecs einzige Vorteile verglichen mit Prostaglandin E2 sind sehr reduzierte Kosten
    und schnellere Kontraktionen. 16 Beides nützt nur dem Spital und den Ärzten, da eine
    kurze Geburtsdauer für die Mutter für gewöhnlich intensiv, hektisch und schwierig ist.

 

Prostaglandin E2 (Prepidil, Cervidil)

  • Prostaglandin E2 kann Gebärmutter-Überstimulation und fötalen Stress verursachen. 18 Fötaler Stress kann einen Kaiserschnitt notwendig machen.
  • Prostaglandin E2 reduziert nicht überflüssige Kaiserschnitte mit Geburtsteinleitung. 18
  • Einmal verabreicht, kann die Gabe im Falle von negativen Wirkungen nicht rückgängig gemacht oder die Dosierung nicht reduziert werden. Ausser wenn das Medikament als Tampon verabreicht worden ist (Cervidil)

 

Oxytozin (Pitocin)

  • Komplikationen mit Oxytozin (Pitocin) sind Gebärmutter-Überstimulation, 25 die zu fötalem Stress führen kann; zweimal so hohes Risiko, dass das Baby in einem schlechten Zustand geboren wird; 15 nachgeburtliche Blutung; 25 und grössere Wahrscheinlichkeit der Neugeborenen-Gelbsucht. 25 Seltene, schwere, mütterliche Komplikationen sind Gebärmutterriss und Vergiftung, die zu Koma und Tod führt. Oxytozin kann auch einen Gehirnschaden oder Gehirntod des Babys verursachen. 25

DIE MEDIZINISCHE FORSCHUNG VERABSÄUMT ES, ÜBLICHE EINLEITUNGS-
GRUNDPRINZIPIEN ZU BEACHTEN

  • Wunscheinleitungen, das sind künstliche Geburtseinleitungen, die nicht aufgrund eines
    medizinischen Hintergrunds erfolgen, wie zum Beispiel Bequemlichkeit, setzen Babys
    und Mütter den Gefahren der Einleitung aus ohne einem dementsprechenden Nutzen
    gegenüberzustehen.
  • Geburtseinleitung wegen einem erwarteten grossen Baby hat keine Vorteile, aber
    erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts. 12,29
  • Kein glaubwürdiger Beweis unterstützt die Einleitung bei Frauen mit Gestationsdiabetes
    – dem entgegengesetzt die bereits bestandene Diabetes.
  • Routinemäßig eingeleitete Geburt mit frühzeitiger Öffnung der Fruchtblase reduziert
    nicht das Auftreten von Neugeborenen-Infektion, mit Ausnahme von Frauen, die Gruppe
    B Strepptokokken positiv getestet wurden und nicht während der Geburt intravenös
    Antibiotika bekommen. 14
  • Die Ergebnisse von eingeleiteter Geburt bei Gruppe-B-Strepptokokken-positiven
    Frauen haben keine Verbesserung gezeigt, wenn Antibiotika ungeachtet des
    Fruchtblasenzustandes gegeben wurden. Weiters ist diese Vorgehensweise nicht Teil
    der empfohlenen Richtlinien des Zentrums für Seuchenkontrolle. 4
  • Studien, die die routinemäßige Geburtseinleitung in der 41.
    Schwangerschaftswoche unterstützen, weisen ernste Fehler auf. 23 Keine Forschung
    unterstützt die routinemäßige Einleitung zu einem früheren Zeitpunkt in der
    Schwangerschaft; keine gute medizinische Forschung unterstützt die routinemäßige
    Einleitung egal zu welchem Zeitpunkt in der Schwangerschaft.
  • Verfechter der künstlichen Geburtseinleitung zum errechneten Geburtstermin
    argumentieren, dass sich die Totgeburten-Rate und die Rate anderer
    Neugeborenenkomplikationen nach diesem Datum ausgesprochen erhöht. Tatsächlich
    aber zeigen diese Zahlen keine solche Erhöhung. 1,23 Die Einleitung in der 41. Woche bei
    einer hypothetischen Anzahl von 100.000 erstgebärenden Müttern würde theoretisch 120
    tote Föten verhindern, die statistisch in der darauffolgenden Woche aufträten, aber: 17
    a) Wir wissen nicht, wieviele dieser Tode wirklich verhindert würden durch die
    routinemäßige Einleitung, da es auch unvorhersehbare Ereignisse bei gesunden
    Müttern mit gesunden, normal ausgebildeten Babys gibt.
    b) Diese Zahl würde ausgeglichen werden durch manche Babys, die aufgrund der
    Gefahren der Einleitung gestorben sind.
    c) Jeglicher Rückgang von Totgeburten würde untergehen in den Zahlen der
    Unfruchtbarkeit, Fehlgeburt, und fötalen und neugeborenen Verluste als
    Konsequenz der übermäßigen Kaiserschnitte. (Siehe: Die Riskien des
    Kaiserschnitts für Mutter und Baby)
  • 41 Wochen ist die durchschnittliche Schwangerschaftdauer bei gesunden
    erstgebärenden Müttern. 24 Das bedeutet, dass die Hälfte aller dieser Schwangerschaften
    länger als 41 Wochen dauert.
  • Wenn es keinen Grund gibt, die natürliche Schwangerschaftsdauer zu verkürzen, dann
    gibt es auch keinen Grund für manuelle Manipulation an der Fruchtblase, wie die
    Eipollösung, das die Wahrscheinlichkeit eines Risikos trägt (der Eipol ist der Rand
    zwischen Eihaut und Gebärmutter. Lösung des Eipols von der Gebärmutter und mit
    gleichzeitiger manueller Öffnung des Muttermundes, regt die Wehentätigkeit der
    Gebärmutter an – diese Massnahme ist äußerst umstritten, die Eipollösung ist sehr
    schmerzhaft. Anm.d. Übers.).

 

Die Coalition for Improving Maternity Services (CIMS), eine von der UNO anerkannte Nicht-
Regierungsorganisation, ist eine Zusammenarbeit von unzähligen Einzelpersonen, führenden Forschern und
mehr als 50 Organisationen mit über 90.000 Mitgliedern. CIMS entwickelte die Mütterfreundliche-Geburt-
Initiative (Mother-Friendly Childbirth Initiative) in 1996, um ein Gesundheits- und Wohlfühl-Modell für
Geburtshilfe zu fördern, das die Geburtsergebnisse verbessert und die Kosten wesentlich reduziert. Es ist ein
übereinstimmendes Dokument, das als eine wichtige Vorgabe zur Verbesserung der Gesundheitsvorsorge und
des Wohls der Kinder von Geburt an anerkannt wurde. Die Mother-Friendly Childbirth Initiative wurde in
mehrere Sprachen übersetzt und gewinnt weltweit an Unterstützung.

Übersetzt von S.Sedlak, 2006